NIERENTUMOR
ALLGEMEIN
In der Niere können gut- und bösartige Tumoren auftreten. Der bösartige Nierentumor (Nierenkarzinom) tritt am häufigsten im 5. und 6. Lebensjahrzehnt auf. Dabei sind Männer doppelt so häufig betroffen wie Frauen. Nur selten sind beide Nieren befallen. Meistens geht der Tumor vom Nierengewebe aus. Es treten aber auch Tumore an der Oberfläche des Nierenbeckens auf.
Der Mensch besitzt in der Regel zwei Nieren. Sie befinden sich hinten seitlich im Bauchraum und werden im oberen Bereich durch die Rippen geschützt. Eine Niere ist ca. 12 cm lang, 6 cm breit, 4 cm dick und wiegt ca. 150 g. Die linke Niere liegt etwas höher als die rechte. Bei der Atmung heben und senken sich beide Nieren. Sie werden durch Blut aus der Hauptschlagader versorgt. Die Hauptaufgabe der Nieren ist die Entsorgung von Giftstoffen aus dem Blut durch die Bildung des Urins. Der Urin wird im Nierengewebe gebildet und in das Nierenbecken abgegeben. Von dort fließt er durch die Harnleiter in die Harnblase. Nach Entfernung einer Niere ist eine gesunde Niere auf der Gegenseite fast immer zu 100 % in der Lage, die Funktion der anderen zu übernehmen.
Das Nierenkarzinom macht erst in einem fortgeschrittenen Stadium Beschwerden. Meistens wird der Tumor als Zufallsbefund bei einer Routineuntersuchung z. B. durch Ultraschall entdeckt. Die drei klassischen Symptome („klassischen Trias“) mit Flankenschmerzen, Raumforderung in der Flanke und Blut im Urin sind heute die Ausnahme. Es gibt einige unspezifische Symptome des Nierenkarzinoms wie Fieber, Erhöhung der Blutsenkungsgeschwindigkeit, Rückenschmerzen, Blutarmut, untypisch veränderte Leberfunktionswerte, Gewichtsverlust und bei Männern eine neu aufgetretene schmerzhafte Krampfader des Hodens (symptomatische Varikozele).
Das Nierenkarzinom wird durch spezielle bildgebende Verfahren diagnostiziert. Dabei steht die Computertomografie im Vordergrund. Ergänzende Untersuchungen sind Röntgenuntersuchungen mit Kontrastmittelinjektion in das Gefäßsystem (Ausscheidungsurogramm) und die Ultraschalluntersuchung. Für die Operationsplanung kann in seltenen Fällen die Angiografie (Darstellung des Gefäßsystems mit Kontrastmittel unter Röntgendurchleuchtung) der Nierengefäße von Wichtigkeit sein. Bei ungewöhnlichen Befunden kann eine Probenentnahme, eine Biopsie, der Niere erfolgen. Zum Nachweis von Tochtergeschwülsten (Metastasen) benötigt man eine Computertomografie des Bauchraums, der Brust und des Kopfes sowie eine spezielle Röntgenuntersuchung der Knochen, eine Skelettszintigrafie. Alle diagnostisch wichtigen Untersuchungen werden am Marien Hospital Düsseldorf im Institut für Diagnostische und Interventionelle Radiologie durchgeführt.
Wöchentlich findet im Marien Hospital Düsseldorf eine interdisziplinäre Vorstellung der Patienten unter Beteiligung von Urologen, Onkologen und Strahlentherapeuten statt. Hierbei wird die weitere Therapieplanung unter Berücksichtigung der neuesten Möglichkeiten fachübergreifend erörtert. Die entsprechenden Maßnahmen werden dann im Marien Hospital Düsseldorf durchgeführt. Die häufigste Therapie des Nierenkarzimons ist die Operation, also die Entfernung der Niere. Vor der Operation muss die Tumorgröße ermittelt sein. Bei sehr großen Nierentumoren kann das nierenversorgende Blutgefäß im Rahmen eines radiologischen Eingriffs künstlich verschlossen werden (Tumorembolisation). Der Tumor wird dadurch kleiner und die Operation erfolgt unter günstigeren Voraussetzungen. Der Krankenhausaufenthalt beträgt bei einer Nierenentfernung ca. 10 Tage. Bei kleinen Tumoren ist eine Entfernung unter Erhaltung der befallenen Niere möglich. Eine Chemotherapie mit der Zielsetzung einer Heilung ist beim Gewebstumor der Niere zurzeit nicht zuverlässig wirksam.
Wie jede bösartige Tumorerkrankung bedarf auch das Nierenkarzinom einer Nachsorge, die in der Regel beim niedergelassenen Urologen in enger Kooperation mit dem Marien Hospital Düsseldorf durchgeführt wird. Dabei sind Kontrolluntersuchungen, die das Wachstum von Tochtergeschwülsten (Metastasen) nachweisen können, wie z. B. Ultraschall und Computertomografie, in regelmäßigen zeitlichen Intervallen wichtig. Es gibt beim Nierenkarzinom keine Tumormarker, die man im Blut kontrollieren kann. Bei Auftreten von Metastasen kann eine onkologische Behandlung durch z. B. Chemotherapie angezeigt sein, die in unserer Klinik für Onkologie, Hämatologie und Palliativmedizin erfolgt. Eine Bestrahlung kann zusätzlich in einigen Fällen sinnvoll sein, die dann in der Klinik für Strahlentherapie durchgeführt wird.