WISSEN HILFT, MITZUENTSCHEIDEN
Verstehen und Handeln
Wenn bei Ihnen oder einem Angehörigen der Verdacht auf Brustkrebs besteht, kann das zu großer Verunsicherung führen. Unser Ziel ist es, Ihnen in dieser schwierigen Zeit zur Seite zu stehen und Sie umfassend zu informieren und zu beraten.
Auch wenn Sie bei Verdacht bzw. Diagnosestellung verständlicherweise emotional im Ausnahmezustand sind: Brustkrebs ist kein Notfall. Nehmen Sie sich Zeit. Lassen Sie sich in Ruhe die Befunde sowie das Behandlungskonzept erklären und holen Sie sich – bei Wunsch – eine Zweitmeinung ein, um sich dann zu entscheiden!
Statistische Fakten und Heilungschancen
Brustkrebs ist die häufigste Krebsart bei Frauen – jährlich erkranken rund 69.000 Frauen und 700 Männer in Deutschland. Hinzu kommen jährlich 6.000 Vorstufen von Brustkrbes (DCIS). Mit zunehmendem Alter steigt das Erkrankungsrisiko. Das mittlere Erkrankungsalter liegt bei 64 Jahren. Fast 30 % der Frauen sind bei der Diagnosestellung jünger als 55 Jahre.
Unabhängig, ob die Erkrankung zufällig, erblich oder durch Risikofaktoren verursacht wurde, bei frühzeitiger Erkennung und richtiger Behandlung ist Brustkrebs in den meisten Fällen heilbar und kann in allen Stadien behandelt werden. Die relative Fünf-Jahres-Überlebensrate für alle Tumorstadien liegt bei 87% und verbessert sich durch Therapiefortschritte ständig. (Quelle: www.krebsdaten.de).
Ihre Heilungs-Chance und der weitere Krankheitsverlauf werden maßgeblich vom Tumorstadium, den Tumoreigenschaften (= Tumorbiologie) sowie der Qualität der Behandlung und Erfahrung aller involvierten Behandlungsexperten beeinflusst. Nach ausführlicher Diagnostik mittels klinischer Untersuchung, bildgebender Verfahren und einer kleinen Gewebeprobeentnahme (Stanz- oder Vakuumbiopsie) erstellt ein Expertenteam aus Brustoperateuren, Radiologen, Pathologen, Onkologen und Strahlentherapeuten in der Tumorkonferenz ein auf jede Patientin / jeden Patienten zugeschnittenes ganzheitliches Therapiekonzept. Dieses wird gemeinsam mit Ihnen unter Berücksichtigung Ihrer individuellen Präferenzen ausführlich besprochen und umgesetzt.
Die wichtigste Frage, die sich an die Diagnose Mammakarzinom anschließt, lautet: Um was für ein Mammakarzinom handelt es sich, wie sind die Heilungschancen und wie soll die Behandlung aussehen? Es gibt mehr oder weniger aggressive Brustkrebsformen. Die aggressiveren müssen intensiver behandelt werden, um gute Heilungschancen zu erreichen. Die Einschätzung der Prognose und Planung einer maßgeschneiderten Behandlung erfolgt anhand der Beschreibung sogenannter klassischer Prognosefaktoren:
- Tumorausbreitung nach Tumorgröße, Lymphknotenstatus und Bildung möglicher Tochtergeschwülste in anderen Organen (Fernmetastasierung) mit Stadieneinteilung
- Feingeweblicher Typ des Tumors
- Tumorbiologie mit Differenzierungsgrad (G1-3), Zellteilungsrate (Ki-67) Hormonrezeptorstatus (ER, PR) und Wachstumsrezeptorstatus (HER2)
- Tumorzellnachweis in Blut- und Lymphgefäßen (V1, L1)
In Ergänzung zu den klassischen Prognosefaktoren ist im Einzelfall eine molekulargenetische Untersuchung durch Genexpressionsprofile zur individuellen Risikobewertung hormonsensibler Tumore sinnvoll, bei denen die klassischen Prognosefaktoren keine Therapieentscheidung zur Frage einer eventuellen Chemotherapie zulassen. Die Mehrzahl der Patienten benötigt keine Chemotherapie.
Erste Anzeichen und Symptome:
- Knoten in der Brust oder Achselhöhle
- Veränderungen der Brustform oder -größe
- Hautveränderungen an der Brust
- Schmerzen in der Brust oder Achselhöhle
Erste Schritte bei Verdacht
- Arztbesuch: Konsultieren Sie umgehend Ihren Hausarzt oder Frauenarzt
- Diagnostische Maßnahmen: Ultraschall, Mammographie, Biopsie etc.
- Zweitmeinung: Besuchen Sie ein Brustkrebszentrum zur umfassenden Diagnose und Therapieempfehlung.
Diagnosesicherung und Staginguntersuchungen
Besteht der Verdacht auf Brustkrebs, sind neben der klinischen Untersuchung bildgebende Verfahren der Mammographie, eine Ultraschalluntersuchung der Brüste und Achselhöhlen sowie ggf. eine Kernspintomographie (MRT = Magnetresonanztomographie) und eine Biopsie erforderlich.
Dem Mammographie-Screening zur Früherkennung von Brustkrebs und Vorstufen kommt eine besondere Bedeutung zu, da hierdurch die Diagnose mehrheitlich in einem frühen Stadium mit sehr guten Heilungschancen gestellt wird.
Der Ultraschall (Sonografie) kann ohne Röntgenstrahlen mit Hilfe von Ultraschallwellen die Organe des Oberbauchs (Leber, Gallenblase, Milz, Nieren, Bauchspeicheldrüse, Bauchschlagader und ihre Äste), des Beckens (Gebärmutter, Eierstöcke, Harnblase, Vorsteherdrüse) sowie oberflächliche Organe (Schilddrüse, Lymphknoten, Brust etc.) darstellen
Bei verdacht auf Brustkrebs wird eine hochauflösende Ultraschalluntersuchung inkl. Farbdopplersonographie und Elastographie gemacht.
Die Magnetresonanztomografie (MRT), auch Nuklearmagnetresonanz (NMR) oder Kernspintomografie (KST) genannt, ist eine Untersuchung ohne Röntgenstrahlung. Ein starkes Magnetfeld sowie elektromagnetische Wellen werden zur Erzeugung von Bildern des menschlichen Körpers eingesetzt. Die Kernspintomographie gilt als das genaueste Verfahren zur Darstellung vieler krankhafter Veränderungen wie Z.B. des Gehirns, des Rückenmarks und der Brust. Bei bestimmen Fragestellungen wird ein Kontrastmittel intravenös injiziert.
Aufgrund des mit der Untersuchung verbundenen starken Magnetfeldes ist die Untersuchung nicht möglich, wenn im Körper metallische Geräte (Herzschrittmacher, Insulinpumpe, automatischer Defibrillator etc.) implantiert sind.
Die Diagnosesicherung erfolgt durch eine minimalinvasive Stanzbiopsie oder Vakuumbiopsie unter bildgebender Kontrolle (Ultraschall, Mammographie oder Kernspintomographie). Dabei wird in örtlicher Betäubung eine kleine Gewebeprobe entnommen und feingeweblich untersucht.
Die feingewebliche Untersuchung der Gewebeprobe unter dem Mikroskop (Histologie) gibt Aufschluss, ob es sich um einen gutartigen oder bösartigen Tumor handelt.
Bei Bösartigkeit sind zwei Formen zu unterscheiden: nichtinvasive Brustkrebsvorstufen (DCIS = Carcinoma in situ) und der invasive Brustkrebs, bei dem einzelne Krebszellen schon über Blut- und Lymphbahnen gestreut haben könnten.
Beim DCIS sind die entarteten Zellen nur auf die Milchgänge beschränkt und noch nicht in das umliegende Gewebe vorgedrungen. Diese Vorstufen sind bereits durch eine sichere Operation, bei Brusterhaltung meist durch eine Strahlentherapie ergänzt, heilbar.
Therapieplanung
Die Therapieplanung erfolgt individuell und berücksichtigt sowohl die Tumorausbreitung als auch die Tumorbiologie. Die Behandlungsoptionen können eine Kombination aus Operation, Strahlentherapie und systemischen Therapieansätzen wie Anti-Hormontherapie, Chemotherapie und zielgerichteten Therapien umfassen.
Ihre Heilungs-Chance und der weitere Krankheitsverlauf werden maßgeblich vom Tumorstadium, den Tumoreigenschaften (= Tumorbiologie) sowie der Qualität der Behandlung und Erfahrung aller involvierten Behandlungsexperten beeinflusst. Nach umfassender Diagnostik und Staginguntersuchungen wird in unserer wöchentlichen Tumorkonferenz ein individuelles Therapiekonzept festgelegt.
- Chirurgische Eingriffe
- Chemotherapie
- Strahlentherapie
- Hormontherapie
Psychologische Unterstützung
Eine Brustkrebsdiagnose ist eine emotional belastende Zeit. Neben der medizinischen Betreuung spielt auch die psychische Unterstützung eine bedeutende Rolle. Unser BrustkrebsZentrum bietet Ihnen eine Vielzahl von psychoonkologischen Dienstleistungen und Unterstützungsmöglichkeiten, um Sie und Ihre Angehörigen während des gesamten Behandlungsprozesses zu begleiten und zu stärken.
- Psychoonkologische Beratung
- Selbsthilfegruppen
- Angehörigenberatung
NACHSORGE
Ihre Ängste hinsichtlich eines Wiederauftretens Brustkrebs sind subjektiv verständlich. Objektiv sinkt die Rückfallquote trotz steigender Ersterkrankungen. D. h. die Qualität Ihrer Primärtherapie (Zusammenspiel OP, Chemo-, Strahlentherapie) ist ein entscheidender Faktor für die Heilung.
Was können Sie darüber hinaus persönlich tun? Zum einen die ärztlichen Kontrolltermine wahrnehmen und regelmäßig selbst Ihre Brust abtasten und nach Auffälligkeiten beobachten (z.B. Hauteinziehung, Mammilleneinziehung, blutige Sekretion, Hautrötung). Zum anderen einen gesunden Lebensstil anstreben. Gewichtsnormalisierung und körperliche Aktivitäten beeinflussen die tumorrelevante Stoffwechselwege positiv (Verringerung Rezidivrisiko und Verbesserung Heilungschance) und reduzieren zudem auch die Nebenwirkungen der Therapie (z.B. Müdigkeit, Hitzewallungen, Knochen-, Gelenk- und Muskelschmerzen) ab. Als körperliche Ertüchtigung empfiehlt sich ein Mix aus Ausdauer, Kräftigungsgymnastik und Koordination wie Walken, Joggen, Fitnessstudio, Kiesertraining, Aquagymnastik etc.. Denken Sie an einen moderaten Einstieg und vermeiden Sie Überanstrengung. Ein Verzicht auf Alkohol- und Zigarettenkonsum ist ratsam, da beide Genussmittel als Risikofaktoren gelten
LINKS ZUM NACHLESEN
- RCA-Netzwerk e.V. – Hilfe bei familiärem Brust- und Eierstockkrebs
- Deutsche Krebshilfe
- Frauenselbsthilfe nach Krebs e.V.
- Institut zur wissenschaftlichen Evaluation naturheilkundlicher Verfahren Prof. Beuth, Köln
- Krebsgesellschaft NRW in Kooperation mit der BürgerStiftung Düsseldorf
- Krebsinformationsdienst des Deutschen Krebsforschungszentrums
- Patientinnenleitlinie Brustkrebs im frühen Stadium“ der Deutschen Krebshilfe
- Patientenratgeber
- Patientenberatung